ANKÜNDIGUNG DER VERANSTALTUNG
Günther Ziesel moderiert aus Anlaß einer Buchpräsentation heute,
Freitag, eine Podiumsdiskussion zum Thema: Wie medientauglich ist die
Kirche?
"Woran glaubt, wer glaubt?" ist der Titel eines Buches, das jüngst im Zsolnay-Verlag erschienen ist. Autorin Michaela Schlögl
hat darin sechzehn Interviews mit Priestern, vom Landpfarrer bis zum
Hochschultheologen Philipp Harnoncourt und den Bischöfen Krenn und Küng,
aber auch mit gläubigen Laien wie dem Dirigenten Franz Welser-Möst und
dem Architekten Gustav Peichl geführt.
Dabei werden aktuelle
Zeitfragen - nicht immer mit der Lehre konform - beantwortet. "Kirche
ist generell nicht medientauglich", meint in dem Buch beispielsweise der
Schauspieler Michael Heltau. Der Doyen des Wiener Burgtheaters wird aus
Anlaß der Buchpräsentation heute, Freitag, an der Seite der Autorin,
der Superintendentin Gertraud Knoll und der Priester Ulrich Küchl und
Stephan Turnovzky sowie des Ex-"Presse"-Chefredakteurs Otto Schulmeister
an einer von Günther Ziesel moderierten Podiumsdiskussion teilnehmen.
Im Stephanisaal, 1010 Wien, Stephansplatz 3, versucht man dabei
Antworten auf verschiedene Fragen zu finden: Ist die Botschaft 2000
Jahre nach Christi Geburt noch über die herkömmlichen Kanäle, durch die
Erziehung oder von der Kanzel aus, zu vermitteln? Welche Rolle spielen
die modernen Massenmedien für die Verkündigung oder die Erneuerung der
Kirche?
BERICHT VON DER BUCH-PRÄSENTATION
("Die Presse", 13. Dezember 1999)
"Ich glaube daran, daß Gott mich liebt, daß er alle Menschen liebt, und
daß das erfahrbar ist", lautet das persönliche Credo von Kaplan Stephan
Turnovszky. Er ist einer von 16 Priestern, Theologen und Künstlern, mit
denen Michaela Schlögl für ihr Buch
"Woran glaubt, wer glaubt?" über Gott und die Welt geredet hat. Das Buch
wurde Freitag abend in Wien präsentiert. Es sei kein theologisches
Buch, betonte die Autorin. Sie wollte "einfach die Betroffenen, die
Gläubigen zu Wort kommen lassen".
"Glaube ist für mich das
Intimste, das mir eigen ist, aber auch Bewegung zur Öffentlichkeit hin",
sagte die burgenländische evangelische Superintendentin Gertraud Knoll.
Und weiter: "Glaube heißt nicht, alles zu glauben, was einem
Institutionen vorsetzen." Das Glaubensbekenntnis von Ulrich Küchl,
Propst des niederösterreichischen Stiftes Eisgarn: "Es kann keinen
Atheismus geben. Wir Menschen können nicht anders, als uns nach unserem
Schöpfer zu sehnen. Zweifel können mich nicht erschüttern." Darauf
meinte der Schauspieler Michael Heltau: "Mich auch nicht", und klopfte
auf Holz: "Aber der Aberglaube ist schon da."
Heltau
kritisierte "die Repräsentanten der Kirche, die sich wie
Schmierenkomödianten benehmen, die Kamerageilen, die sich immer zu Wort
melden und damit der Kirche sicher keinen Dienst erweisen". Die
gegenwärtige Diskussion in der Kirche sei oberflächlich, so der Tenor
der Diskussion. Die Medien, die immer nach Sensationen und Streit
gierten, würden das Ihre dazu beitragen. Vor allem das Fernsehen sei ein
zweischneidiges Schwert, so Knoll: "Ich kann das Fernsehen benützen,
oder aber es benützt mich." Während ihres Präsidentschaftswahlkampfes
1998 habe sie erkennen müssen, wie einen das Fernsehen "verzerren"
könne. Turnovszky sieht im Medium Fernsehen aber auch eine Chance, zur
Glaubensvermittlung: "Menschen im Altersheim haben sonst oft keine
Möglichkeit, an einem Wortgottesdienst teilzunehmen."
Für
Otto Schulmeister, ehemaliger Chefredakteur der "Presse", muß Glaube
anders vermittelt werden: "Ich frage: Was haben wir unseren Kindern
weitergegeben? Waren wir Zeugen unseres Glaubens und auch unserer
Irrtümer?"