Hockney beharrt auf der Schönheit

Den Lockdown hat der Engländer David Hockney in Frankreich zugebracht. In der Normandie (östlich von Caen), nicht alllzu weit von Claude Monets Giverny, genoß er die ländliche Umgebung: Unter anderem, um den Frühling in all seinen Facetten darzustellen.

Entstanden sind 116 Werke, "gemalt" und "gezeichnet" mit dem i pad und sodann auf Papier vergrößert ausgedruckt. Technische Hilfsmittel hat sich Hockney immer gerne aus der alltäglichen Kommunikationstechnologie "ausgeborgt", Fax, Farbkopierer, Handy - und jetzt eben das i-pad dienten ihm als Werkzeuge. Auf dem Tablett könne man Farben gut anmischen, ohne daß sie vorerst trocknen müßten, auch das Putzen fiele weg... Und in der Nacht könne man den Mond sofort festhalten, was Hockney auch getan hat.

Es war für den Pop-Art Künstler, dessen Lehrer Francis Bacon und Peter Blake waren, eine ganz besondere Herausforderung, just an der Wiege des Impressionismus den Franzosen wieder zu zeigen, "wie man Landschaften malt". Nach Jahren in Kalifornien, wo er sich mit der farbenfrohen Darstellung von Swimmingpools und spritzendem Wassevon Hollywoodvillen und smarten Boys einen Namen machte, stellt Hockney seit Jahren wieder Bäume und Sträucher dar.

SPRING CANNOT BE CANCELLED

Landschaft sei nur dann langweilig, wenn man nicht richtig hinsehe, sagt er. Er nimmt sich Zeit, ganz genau zu schauen, auch wenn es regnet! Die bunten Bilder sind übrigens mit genauer Datumsangabe versehen. Sie versprühen Optimusmus, auch wenn sie Landschaft im Regen darstellen. Der knapp 84-Jährige ist überzeugt:

"Die Zeitungen suggerieren eine wahnsinnige Welt." Über den Medienkonsum könne man leicht vergessen und verdrängen, wie schön die Welt eigentlich sei, wenn man sich nur Zeit nähme, sie zu betrachten. Und - in Anspielung auf Corona: "Spring cannot be cancelled".

Man sollte nicht alles absagen und versäumen, das ist auch die Botschaft, die Hockney im Mai in London auf Picadilly, auf einer der größte europäischen Werbefläche, vermittelte: Jeden Abend um 20.21. Uhr ging hier die Sonne auf, "vergiß nicht, daß Du die Sonne und den Tod nicht sehr lange betrachten kannst", lautete sein Aufruf zu mehr Hedonismus und zur Befreiung des Menschen von dessen selbst verschuldeter Genußabstinenz.

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Für Hockney ist das Auskosten der Gegenwart gleichbedeutend mit Ewigkeit. Nachzuprüfen wird das auch im Frühjah2022 erstmals in Österreich sein: im Bank Austria Kunstforum, wo eine umfassende Werkschau vorangekündigt ist mit Hockneys Werken aus der Tate Gallery in London.