KANDINSKY & MÜNTER Unter freiem Himmel

Zwei große Protagonisten des (späteren) „Blauen Reiter“ - plein air malend, und zwar auf Reisen (1902 - 1908): Schülerin Gabriele Münter und Lehrer Wassily Kandinsky, malen Landschaften, die sie auch fotografiert. Und sie malen einander, denn sie sind im Begriff, ein Paar zu werden/sein…
Mit einem Flußschiff kommt die junge Studentin Münter aus Regensburg zur Sommerschule nach Kallmünz, vom (verheirateten) Lehrer Kandinsky, Leiter der sogenannten Phalanx-Kunstschul, bereits sehnsüchtig erwartet.


Die künstlerisch fruchtbaren Reisejahre der beiden finden noch vor der Formation des „Blauen Reiter“ statt!

Kleinformatige Bilder, Fotos - das sind die Zeugen dieser Fahrrad-Reise mit leichtem Gepäck: Münters Fotoapparat, eine Kodak Rollfilmkamer, sie verwendet sie seit ihrer Amerika-Reise, ist ebenso mit dabei wie Skizzenbuch und die Malutensilien.

Die Route des Paares, zum Teil schon nach den modernen Touristik-Führern Karl Baedekers zusammengestellt, führt von Kallmünz bis Karthago. Als Verkehrsmittel dienen, neben dem Drahtlesel, Zug, Kutsche und Schiffe…
Nach einer Verlobung und vier Jahren des gemeinsamen Tourens verbringt man ein Jahr in Paris. Dann: Die Rückkehr nach Deutschland, während des Winters wird in Berlin gemalt, im Frühling übersiedelt man in den Süden (Südtirol). Schließlich faßt das Paar den Entschluß, wieder seßhaft zu werden - und zwar in München.

Die Bilder aus dieser Reiseperiode sind von klaren, berückenden Farben; diese werden oftmals ohne Pinsel, direkt mit dem Palettenmesser, aufgesetzt.

Münter war eine couragierte Frau: Radfahrerin, Schwimmerin, ihre (Reform)-Kleider entwarf sie, oftmals mit  Perlenstickereien nach Kandinskys Entwürfen.
Ihre großzügige Schenkung an das Lenbachhaus Jahrzehnte nach der Reise - sie wurde zum Fundament der großen Sammlung des Museums in Sachen „Blauer Reiter“.


Lenbachhaus München
(bis 6. Juni 2021)