Max Klinger und das Kunstwerk der Zukunft

16. Oktober 2020 - 31. Jänner 2021
Bundeskunsthalle Bonn


Es ist Beethoven-Jahr. Und man begeht den 100. Todestag von Max Klinger, der die Beethovenskulptur für die Wiener Secessions-Ausstellung 1902, für die auch Klimts Beethovenfries geschaffen wurde, fertigte. Die Skulptur begab sich nun, aus Anlaß des Doppel-Jubiläums auf Reisen: Aus Leipzig - nein, nicht nach Wien, sondern nach Bonn…


Max Klinger war ein Multi-Talent. Er adorierte Richard Wagner und dessen Idee des Gesamtkunstwerks. Er selbst war hochmusikalisch, spielte Klavier und schuf am Sektor der Bildenden Kunst Graphiken, Gemälde und Skulpturen. Er wollte Grenzen überwinden.
Seine Zeitgenossen reihten den 1857 in Leipzig Geborenen in einer Kategorie mit Auguste Rodin oder auch Gustav Klimt ein.

Die Ausstellung in Bonn zeigt nun 200 Werke aus allen Bereichen, in denen Klinger tätig war. Immer wieder findet sich ein Musik-Bezug. Klinger besaß in seinem Leipziger
Atelier auch einen Flügel, auf dem er selbst konzertierte. Oder seine Gäste, unter ihnen  Johannes Brahms und Richard Strauss, griffen hier in die Tasten.

In der Bildenden Kunst werden Klingers Werke (groß in Bonn zu sehen: Die Kreuzigung mit einem splitternackten Christus) dem Symbolismus zugerechnet. Kollegin Käthe Kollwitz schätzte dereinst die „dunkle Lebenstiefe“, die sie vor allem in seinen Radierungen fand.

Eine Besonderheit in Klingers Oeuvre stellt die Beethoven-Skulptur dar. Klinger verarbeitete in ihr verschiedenste Materialien, neben Marmor auch Elfenbeinschnitzerei und Glassteine.

Der Titan sitzt - mit nacktem Oberkörper - die Faust geballt - auf einer Art antikem Thron.
Die Skulptur wurde erstmals in Wien gezeigt: 1902 in der Secession, gemeinsam mit Klimts mit Beethoven-Fries. Im Fin de Siècle flammte nochmals ein Höhepunkt der romantischen Beethoven-Anbetung hoch.

Als Bildhauer schuf Klinger auch Denkmäler und Portraitbüsten, unter anderem von seinen Heroen Friedrich Nietzsche, Franz Liszt, Johannes Brahms und Richard Wagner.

In der Rezeption seiner Kunst wurde Klinger vorgeworfen, zuwenig „modern“ zu sein, man maß ihn an der Kunst des von ihm hochgeschätzten Rodin - und befand: Klinger verharre in Biederkeit. Dazu kam, daß seine Kunst den NS-Kulturverantwortlichen nicht mißliebig war, was Klingers Wertschätzung nach dem Krieg im Wege stand. Erst nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erinnerte man sich wieder des Leipziger Künstlers.

So findet die große Klinger-Schau in Bonn jetzt auch in Kooperation mit dem Museum der Bildenden Künste in Leipzig statt.

Die „Reise“ der über sechs Tonnen schweren Beethovenskulptur war ein generalstabsmäßig geplantes Logistik-Unternehmen. Über die Aufstellung der Beethoven Skulptur
in Bonn gib es ein Video-Dokument.



Doch Klinger hätte den Aufwand sicherlich für adäquat befunden, schließlich feiert man 2020 den 250. Todestag Beethovens.

Einen Einblick in die Bonner-Beethoven-Ausstellung gibt es hier.