Mehr als vier Tischbeine!

Tischbein! Sollte man in Versuchung geraten, das Wort zu "googeln", so stößt man auf die bekannten Möbel-Ketten. Doch ganz so einfach ist es auch nicht, wenn man Tischbein mit dem Zusatz "Maler" versieht. Da müßte doch sogleich das berühmte Goethe-Portrait erscheinen? Mitnichten. "Tischbeine" gab es in der Kunstgeschichte mehrere, derjenige, dem derzeit in Kassel eine Ausstellung gewidmet ist, hat nicht Goethe gemalt.
Johann Heinrich Tischbein, der Ältere, 1722 geboren, gestorben im Revolutionsjahr 1789, war Hofmaler von drei Landgrafen und Mitbegründer und Lehrer Kassler Akademie. Auch wenn Kassel weit ist - einen Österreich-Bezug gibt es:
Tischbein ging, von Graf Stadion unterstützt, nach Paris,später nach Venedig und Rom. Und jener Graf Stadion (1763 - 1824) war immerhin österreichischer Minister und Diplomat. Tischbein malte auch die Tochter der Gräfin Stadion.
Johann Heinrich war jedenfalls der künstlerische Stammvater des Malergeschlechtes der Tischbeins.
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der Gothe auf seiner Italienreise 1786/87 portraitierte, war ein Verwandter. Man nannte ihn, wohl in Bewußtsein der Unübersichtlichkeit, kurz den Goethe-Tischbein. Von ihm stammt eine Federzeichnung des jungen Goethe am Fenster, den "römischen Morgen genießend". Und eben das Großformat - der Dichterfürst auf Ruinen sitzend, über das Schicksal der menschlichen Werke sinnierend...
Goethe ließ sich nicht von jedem Tischbein malen:
Friedrich August Tischbein, den Portraitmaler der Gesellschaft Ludwig des XVI in Deutschland, der Wieland, Herder und Schiller auf Leinwand gebannt hatte - lehnte Goethe ab. - Sein Stil atmete ihm zuviel dekadente Kultiviertheit...
Über das hochberühmte Gemälde Johann Heinrich Wilhelms notierte Goethe
am 29. Dezember 1786: „Ich soll in Lebensgröße als Reisender, in einen weißen Mantel gehüllt, in freier Luft auf einem umgestürzten Obelisken sitzend, vorgestellt werden, die tief im Hintergrunde liegenden Ruinen der Campagna di Roma überschauend. Es gibt ein schönes Bild, nur zu groß für unsere nordischen Wohnungen."
Tischbein in Kassel - paßt in den Bildschirm: Kurz Movies und hier