Russische Seele

Es ist die erste französische Retrospektive, die dem großen Russen Ilja Repin gewidmet ist. In Rußland ist der 1844 geborene Maler eine künstlerische Ikone, dessen Ruhm die zweite Hälfte des 19. sowie die erste des 20. Jahrhunderts umspannt. In Frankreich hingegen war Repin bisher weniger bekannt, und das, obwohl er in Paris gearbeitet hat und sich von den Impressionisten inspirieren ließ.
Aufgrund eines Stipendiums der Akademie der Bildenden Künste in St. Petersburg lebte und schuf Repin 3 Jahre, ab 1873, im Pariser Künstlerbezirk Montmatre.

Rückkehr nach Paris

Nun ist Repin wieder in Paris:
Einige hundert seiner Werke haben aus der Tretjakov Galerie in Moskau, aus dem staatlichen russischen Museum in St. Petersburg (Repin studierte dort an der zaristischen Akademie) und aus Helsinki leihweise den Weg nach Paris angetreten.

Der vielseitige Künstler, Protagonist des „kritischen Realismus“, interessierte sich auch für Literatur und Musik. Er pflegte ein Naheverhältnis zu Tolstoi und Mussorgsky, sowie zum Sammler Pavel Tretjakov.
Repin war empfindsam für das Schicksal der sozial Schwachen, er selbst stammte aus einer Familie von Leibeigenen. Berühmt wurde sein großformatiges Gemälde „Die Wolgatreidler“, das eine Männergruppe zeigt, die mit Riemen umschnürt, schwere Schiffe ziehen. Repin zeigt Menschenbilder aus dem Rußland des Zaren, aber auch aus der Zeit während und nach der Revolution.
Im finnischen Exil
Seiner sozialkritischen Sichtweise zum Trotz sympathisiert er nicht soweit mit dem neuen politischen System, daß er den Einladungen des Sowjetregimes, zurückzukehren, Folge geleistet hätte. Wieso zurück?
Repin hatte sich einen Landsitz nahe St. Petersburg gekauft.
Dieser sein Rückzugsort Kuokkala wurde 1918 finnisch… Repin war aufgrund der politischen Grenzen plötzlich ein Fremder auf ursprünglich russischer Erde geworden. Und blieb in Finnland.
Ausstellungen in Paris und Potsdam
Nicht nur in Paris huldigt man derzeit der russischen Malerei:
Auch das Museum Barberini in Potsdam präsentiert einen russischen Topos: „Impressionismus in Russland“ - Aufbruch zur Avantgarde.
In dem rekonstruierten Gebäude, das Friedrich der Große ursprünglich nach italienischem Vorbild (Palazzo Barberini in Rom) errichten ließ, ist die französisch-russiche Lichtmalerei, die Russen, wie Ilja Repin, Konstantin Korowin oder Valentin Serow, geschaffen haben, bis 9. Jänner 2022 zu sehen.