Video-Treffen vor Monet-Motiv

Wähle aus fünf Monets und lade einen herunter als virtuellen Hintergrund für deine nächste Web-Konferenz“, wirbt das Museum of Fine Arts in Boston. Zur Auswahl stehen einer der Heuschober, Seerosen, eine Ansicht von Antibes und eine Morgenstimmung an der Seine. Zum 150. Geburtstag des Museums war die Ausstellung „Monet und Boston“ geplant, mit 50 Monets, acht davon aus privaten Sammlungen. Das Bostoner Museum nennt heute über 30 Werke Monets sein eigen. Vorausschauend wählte man als Untertitel „Lasting Impression“, denn Eindrücke kann man sich trotz derzeitiger Reisehindernisse und coronabedingter Ausstellungsschließungen via Internet holen (siehe Adressen unten).

Parallel dazu hat Boston übrigens auch eine Cézanne-Schau aufbereitet: Claude Monet selbst besaß 14 Gemälde seines Kollegen: Die beiden Meister bewunderten einander. Wenn Monet sich an einem Gemälde besonders abmühte, soll seine Ehefrau die Cézannes versteckt haben . . .

Boston ist seit den Lebzeiten des Malers ein Monet-Zentrum. Monet reiste zwar viel, dreimal war er in London, wo Serien der im Nebel verschwimmenden Waterloo Bridge entstanden. Doch nach Amerika schiffte er sich nie ein. Auch als Monets Händler, Paul Durand-Ruel, 1885 eine Einladung von James Sutton, dem Direktor der Art Association erhielt, an einer Ausstellung mit 300 Impressionistengemälden in New York teilzunehmen – alle Kosten würden übernommen –, war die Reaktion der französischen Maler ablehnend. Puvis de Chavannes sagte sofort nein. Auch Monet blieb in Europa. Hier erhielt er jedoch regelmäßigen Besuch aus den USA, von Kollegen wie John Singer Sargent und Lilla Cabot Perry, aber auch von aufgeschlossenen, kunstsinnigen Kaufleuten, Ärzten und Unternehmern, die sich im Gegensatz zu den Europäern nicht von den Impressionisten provoziert fühlten. Die Amerikaner reisten nach Frankreich, um in Giverny einen Blick auf Mister Monet zu erhaschen. Und sie kauften seine Bilder.

 

Pariser Händler mit Filiale in New York

Monet selbst soll erstaunt darüber gewesen sein, dass so viele seiner Werke Frankreich in Richtung USA verließen. Doch letztlich vertraute er seinem Pariser Händler, Durand-Ruel, dass dieser, der seit 1887 eine Filiale in New York führte, die richtigen Käufer finden würde. Zwischen 1891 und 1905 widmete Durand-Ruel in Boston drei Ausstellungen Monet und den Impressionisten. Man war sich einig: Die Verbindungen nach Amerika hätten sowohl Künstler als auch deren Händler vor dem Verhungern gerettet.

Schließlich wuchs der US-Sammlerkreis trotz Zollhindernissen und tagelangen Schiffsreisen der Gemälde. Durch diese frühe Sammlertätigkeit und spätere Museums-Donationen etablierte sich in Amerika ein wahrer Monet- (und Impressionisten-)Schatz. Die amerikanische Maler-Kollegin Mary Cassatt unterstützte Durand-Ruels Aktivitäten und überredete nicht nur ihren Bruder Alexander, Präsident der Pennsylvania Railroad, Käufe zu tätigen.

Viele der Impressionisten-Fans kamen in der Folge auch aus Philadelphia, Baltimore und Chicago. In Chicago wurde Monet 1888 erstmals in einer Galerie präsentiert, 1890 fanden seine Gemälde beim American Salon (einer interkontinentalen Industrieausstellung) positives Echo. Die „Chicago Daily Tribune“ fragte: „Warum nach Paris reisen, seit Paris nach Chicago kommt?“

So hält das Art Institute Chicago heute sechs der 25 „Heuschober“-Gemälde, an denen Monet zwischen Spätsommer 1890 und Februar 1891 arbeitete. Wobei er die verschiedenen Lichtstimmungen des Tages und der Jahreszeit auf sich einwirken ließ und an verschiedenen Leinwänden zugleich malte.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Art Institute haben jetzt Vor-Fassungen verschiedener Monet-Sujets des Museums sichtbar gemacht, die ebenfalls per Video im Internet gezeigt und erläutert werden. Man kann nun nachvollziehen, wie der Künstler die Bildinhalte verändert hat. Eine Besonderheit: Der letzte der drei Dokumentarfilme auf der Homepage des Chicagoer Museums („Beyond the Surface“) zeigt als Finale einen kurzen Original-Film, auf dem man Monet malend in Giverny sehen kann, mit Sonnenhut, großem, weißem Bart, lässig die Zigarette im Mundwinkel.

Monet in Boston: www.mfa.org/exhibition/monet-and-boston-lasting-impression/monet-meeting-backgrounds

Monet in Chicago: www.artic.edu/exhibitions/