Wie Munch seinen Gott fand

Munch und die menschlichen Seelen-Abgründe - ein Thema, das zahlreiche Ausstellungen immer wieder behandeln. Munch und die Natur - diese Facette, weniger "schreiend" als die Psycho-Dramen seiner Gemälde mit Menschen im Focus - ist nun in Berlin zu sehen. Es sind Landschaften und Lebens-Landschaften, in denen sich Personen verlieren – oder auch finden...


Landschaften und Schicksale


Munch empfand die Natur als sich zyklisch erneuernde Kraft, er pflegte ein pantheistisches Naturverständnis, seinen Natur-Gott fand er in Norwegens Küstenlandschaften und Wäldern.
Auch Unwetter, Eingriffe des Menschen in die Natur, bannte er auf die Leinwand, genauso wie die Sonne, die er als strahlendes Symbol des Lichts der Aufklärung und des technischen Fortschritts sah.
Er fand Parallelen zwischen dem Natur-Geschehen und den Schicksalen der Menschen, die er "wie Planeten" empfand: "Sie begegnen sich im Raum, um zugleich wieder zu verschwinden."

Auch weniger bekannte Bilder wie die Vorarbeiten für die Aula der Osloer Universität, die seit über einem Jahrhundert (Berliner Secessions Schau 1913) nicht mehr in Deutschland ausgestellt wurden, zeigt das "Barberini" jetzt.


Der unbekannte Munch


Obwohl der norwegische Künstler landläufig als Maler menschlicher Psychodramen gilt - sind doch fast die Hälfte seiner Arbeiten Natur-Darstellungen.

Munch selbst besaß mehrere Grundstücke rund um den Oslofjord.
Er legte dort Küchen- und Blumengärten an, pflanzte Obstbäume und hegte Hühner, Tauben und Pferde. Seine Ländereien waren seine Zufluchtsorte, die geschwungenen Uferlinie des Fjordes wurden zur Metaphern der menschlichen Lebenslinien.

Nachdem die Familie im Sommer ein Haus in Asgardenstrand gemietet hatte, verbrachte Munch die Sommer 1907 und 1908 in Warnemünde - bevor er wegen Alkoholismus und Nervenzusammenbrüchen in ein Krankenhaus eingewiesen werden mußte. Immer noch glaubte Munch an die Kraft der Lebensreformbewegung, die predigte, daß Sonnenbaden und Bewegung an frischer Seeluft die zerrüttete Seele heilen könnten...


Munch
Lebenslandschaft
Museum Barberini Berlin
bis 1. April 2024