William Kentridge Why should I hestitate
Kentridge ist international ein gefragter Künstler - als Filmemacher wie Theater- und Opernregisseur.
Er selbst sieht sich alles eines nicht: Als Maler.
Seine einprägsamen bildnerischen Hervorbringungen sind stets in Schwarz-Weiß gehalten.
Speziell in Österreich jedoch kennt man Kentridge im Zusammenhang mit klassischer Musik: Er hat Schuberts „Winterreise“ - gesungen von Mathias Gerne, am Flügel der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser - eine „,graphische Zusatzausstattung“ verpaßt.
Und er zeichnete für die Regie des Salzburger „Wozzeck“ verantwortlich.
Die Scham eines Weißen
Nun widmet Hamburg dem so vielseitigen Künstler, der in Südafrika in eine jüdische Juristenfamilie geboren wurde, eine Schau. Kentridge, dessen Eltern als Anwälte der Schwarzen in Südafrika kämpften, hat ebenfalls Apartheid, Kolonialismus und subtile Regimekritik zu seinen Themen gemacht.
Es soll ihn eine Art von Scham empfinden lassen, in Südafrika Teil der weißen Ober- bzw. Mittelschicht gewesen zu sein.
Trotzdem hat er für sich kein Jusstudium gewählt, sondern Politikwissenschaft und Afrikanistik. Es folgten Arbeiten für Schauspiel, er entwarf aber auch politische Plakate für die Gewerkschaftsbewegungen. Irgendwann widmete er sich dann nur noch der Kunst, seinen charakteristischen Kohlezeichnung und vielem mehr.: Filmen, Regiearbeit und Performances.
Das Fehlen politischer Botschaften
»Das Fehlen jeder politischen Botschaft in meinen Werken ist Ausdruck meiner Skepsis gegenüber jeglicher Gewissheit.« Gewalt, so Kentridge, entstehe immer im Namen der rationalen Gewissheit. Robespierre habe für die Vernunft Köpfe abschlagen lassen. Den Kolonialismus kritisiert Kentridge als eine Manifestation der Aufklärung. Kunst an sich erfüllt nach Kentridge eine politische Aufgabe, indem sie das Ungewisse auf ihre Fahnen schreibe. Im Gegensatz zur Wahrheit und Gewissheit seien in der Kunst Mehrdeutigkeiten und Kontraste die Brennpunkte.
Für Kentridge bedeutet sein Privileg der Geburt
Verantwortung.
Sein Credo legte Kentridge in Vorträgen dar, den Six Drawing Lessons. Der Juristen-Vater fragte:
Macht es Sinn, was du tust? Der Sohn antwortete, er versuche nicht, die Frage zu beantworten, sondern sie zu entmachten, um in der Kunst einen Sinn außerhalb von Logik und Sprache zu finden.
Die großangelegte Schau in Hamburg ist in Kooperation mit dem Zeitz Museum of Contemporary Art Africa organisisert.