Ohne Durand", schreibt Claude Monet, "wären wir verhungert. Wir
verdanken ihm alles. Er hat 20 Mal den Konkurs riskiert, um uns zu
unterstützen." Wer war dieser Entdecker und Helfer, Sammler und Händler?
Paul Durand-Ruel, Jahrgang 1831 (Claude Monet wurde 1840 geboren),
übernahm zunächst die väterliche Künstlerbedarfshandlung in Paris. Just
im Zuge des Deutsch-Französischen Krieges begegnete er erstmals den
impressionistischen Meistern Monet und Camille Pissarro - in London, wo
Durand-Ruel zwischen 1870 und 1875 ein Filialgeschäft betrieb. Als
Sammler war er sofort begeistert von den im Freien gemalten Gemälden
seiner Landsleute und stellte sie in London aus. Wenn er für einen
Künstler entflammt war, verzichtete er auf Verträge und zahlte
freiwillig hohe Ankaufspreise.
Zurück in Frankreich
intensivierte Durand-Ruel sein Interesse für zeitgenössische Malerei,
bei einem Besuch im Atelier Manets kaufte er diesem spontan über 20
Bilder ab. Von den heute über 400 bekannten Manets gingen mindestens 130
im erstmaligen Ankauf über Durand-Ruel, der bei aller Liebe zu "seinen"
Malern auch als geschickter Kaufmann agierte. Manets "L'Enfant a
l'epee" etwa erwarb er für 1500 Francs, um es um 10.000 Francs nach
Amerika weiterzuverkaufen. Nach einem privaten Schicksalsschlag - seine
Frau starb jung und ließ ihn mit fünf Kindern zurück - fokussierte er
sein Engagement und Geld: Jetzt könne ihn "niemandes Vernunftargument
mehr davon abhalten", alles auf die Impressionisten-Karte zu setzen,
sagte er. Selbst politisch konservativ - er unterschrieb einen Aufruf
für die Wiedererrichtung der Erbmonarchie - unterstützte er alle seine
künstlerischen Schützlinge, auch die Anarchisten Courbet und Pissarro.
1874 fand die erste impressionistische Gruppenausstellung im
Fotoatelier Nadar statt - und wurde zu einem finanziellen Fiasko. In
Paris hörte man: "Diese Künstler sind verrückt, doch ein Händler, der
sie kauft, ist noch verrückter". Durand-Ruel schlitterte in eine
finanzielle Krise, begann, seine Maler in den eigenen Galerie- und
Wohnräumen zu präsentieren. Seine Verehrung für die angefeindeten
Impressionisten ging so weit, dass er die Türfüllungen zu Hause in der
Rue de Rome von Monet bemalen ließ. Auch diese Tafeln sind,
rekonstruiert, in der jetzigen Ausstellung zu sehen.
Als
Kämpfer für die neue Kunstrichtung erschloss Durand-Ruel schon in den
frühen 1880er-Jahren weitblickend neue Märkte. Seine Bilder verlieh er
nach London, Berlin und Boston. 1886 "bespielte" er New York mit einer
Impressionisten-Schau von 300 Bildern, erstmals drängte sich das
Publikum. Nach der Eröffnung einer Filiale in New York verkaufte er an
die größten amerikanischen Sammler, wie Havemeyer.
Durand-Ruels spektakulärster Kunst-Auftritt fand 1905 in den Grafton
Galleries in London statt: Durand-Ruel präsentierte mehr als 300 Werke,
davon 196 aus seiner Privatsammlung. Zwischen 1891 und 1922, seinem
Todesjahr, kaufte er an die 12.000 Werke, davon über 1000 Monets, 1500
Renoirs und 800 Pissarros; außerdem Degas, Sisley, Mary Cassatt . . .
Das Haus Durand beendete seine Händlertätigkeit 1974, besteht aber
bis heute als Archiv. Wien-Bezüge gibt es mehrfach: Der Katalog zur
Weltausstellung 1873 verzeichnete 20 Werke aus der Provenienz
Durand-Ruel. 1903 zeigte die Secession "Die Entwicklung des
Impressionismus in Malerei und Plastik", eine Schau mit zahlreichen
Leihgaben aus dem Haus Durand-Ruel. Die Moderne Galerie,
Vorläuferinstitution der heutigen Österreichischen Galerie Belvedere,
erwarb Monets "Der Koch (Monsieur Paul)" von Durand-Ruel - zu sehen
derzeit im Unteren Belvedere in Wien bei "Im Lichte Monets".