Renoir: Portrait Durand-Ruel

PAUL DURAND-RUEL

                   über den Mann, der als erster an die Impressionisten geglaubt hat

                                                    2015, anläßlich einer Ausstellung in Paris

Ohne diesen Mann kein Monet . . .

Ohne Durand", schreibt Claude Monet, "wären wir verhungert. Wir verdanken ihm alles. Er hat 20 Mal den Konkurs riskiert, um uns zu unterstützen." Wer war dieser Entdecker und Helfer, Sammler und Händler? Paul Durand-Ruel, Jahrgang 1831 (Claude Monet wurde 1840 geboren), übernahm zunächst die väterliche Künstlerbedarfshandlung in Paris. Just im Zuge des Deutsch-Französischen Krieges begegnete er erstmals den impressionistischen Meistern Monet und Camille Pissarro - in London, wo Durand-Ruel zwischen 1870 und 1875 ein Filialgeschäft betrieb. Als Sammler war er sofort begeistert von den im Freien gemalten Gemälden seiner Landsleute und stellte sie in London aus. Wenn er für einen Künstler entflammt war, verzichtete er auf Verträge und zahlte freiwillig hohe Ankaufspreise.

Zurück in Frankreich intensivierte Durand-Ruel sein Interesse für zeitgenössische Malerei, bei einem Besuch im Atelier Manets kaufte er diesem spontan über 20 Bilder ab. Von den heute über 400 bekannten Manets gingen mindestens 130 im erstmaligen Ankauf über Durand-Ruel, der bei aller Liebe zu "seinen" Malern auch als geschickter Kaufmann agierte. Manets "L'Enfant a l'epee" etwa erwarb er für 1500 Francs, um es um 10.000 Francs nach Amerika weiterzuverkaufen. Nach einem privaten Schicksalsschlag - seine Frau starb jung und ließ ihn mit fünf Kindern zurück - fokussierte er sein Engagement und Geld: Jetzt könne ihn "niemandes Vernunftargument mehr davon abhalten", alles auf die Impressionisten-Karte zu setzen, sagte er. Selbst politisch konservativ - er unterschrieb einen Aufruf für die Wiedererrichtung der Erbmonarchie - unterstützte er alle seine künstlerischen Schützlinge, auch die Anarchisten Courbet und Pissarro.

1874 fand die erste impressionistische Gruppenausstellung im Fotoatelier Nadar statt - und wurde zu einem finanziellen Fiasko. In Paris hörte man: "Diese Künstler sind verrückt, doch ein Händler, der sie kauft, ist noch verrückter". Durand-Ruel schlitterte in eine finanzielle Krise, begann, seine Maler in den eigenen Galerie- und Wohnräumen zu präsentieren. Seine Verehrung für die angefeindeten Impressionisten ging so weit, dass er die Türfüllungen zu Hause in der Rue de Rome von Monet bemalen ließ. Auch diese Tafeln sind, rekonstruiert, in der jetzigen Ausstellung zu sehen.

Als Kämpfer für die neue Kunstrichtung erschloss Durand-Ruel schon in den frühen 1880er-Jahren weitblickend neue Märkte. Seine Bilder verlieh er nach London, Berlin und Boston. 1886 "bespielte" er New York mit einer Impressionisten-Schau von 300 Bildern, erstmals drängte sich das Publikum. Nach der Eröffnung einer Filiale in New York verkaufte er an die größten amerikanischen Sammler, wie Havemeyer.

Durand-Ruels spektakulärster Kunst-Auftritt fand 1905 in den Grafton Galleries in London statt: Durand-Ruel präsentierte mehr als 300 Werke, davon 196 aus seiner Privatsammlung. Zwischen 1891 und 1922, seinem Todesjahr, kaufte er an die 12.000 Werke, davon über 1000 Monets, 1500 Renoirs und 800 Pissarros; außerdem Degas, Sisley, Mary Cassatt . . .

Das Haus Durand beendete seine Händlertätigkeit 1974, besteht aber bis heute als Archiv. Wien-Bezüge gibt es mehrfach: Der Katalog zur Weltausstellung 1873 verzeichnete 20 Werke aus der Provenienz Durand-Ruel. 1903 zeigte die Secession "Die Entwicklung des Impressionismus in Malerei und Plastik", eine Schau mit zahlreichen Leihgaben aus dem Haus Durand-Ruel. Die Moderne Galerie, Vorläuferinstitution der heutigen Österreichischen Galerie Belvedere, erwarb Monets "Der Koch (Monsieur Paul)" von Durand-Ruel - zu sehen derzeit im Unteren Belvedere in Wien bei "Im Lichte Monets".